Berichte - Reise - Burgund

Roadbook-Tour Burgund (Frankreich) im Juni 2004

 

4x4 Reisebericht über eine Offroad-/Geländewagentour ins französische Burgund, mit Toyota LandCruiser HZJ 78 und LandRover Defender.

Das Burgund in Frankreich ist ein - aufgrund historischer und kulinarischer Bedeutung - vielen namentlich bekannter Landstrich. Doch gerade für Offroad-Interessierte hat das Burgund noch viel mehr zu bieten: kleinste und verschlungenste Wege, nahezu keine Sperrschilder, geringe Bevölkerungsdichte. Und das alles keine 300 km von der deutschen Grenze entfernt. Herz, was willst du mehr.

Über Mühlhausen, Belfort und Beaune näheren wir – Johannes mit Silke im roten Defender, sowie wir im HZJ 78 - uns unserem Ziel. Doch vorher wird hinter Beaune noch idyllisch auf einem Hochplateau mitten im Nirgendwo übernachtet, ein genialer, einsamer Platz (N 48°01.662, E 04°42.294).

Idylle pur

die erste Übernachtung

Einsamkeit

Unsere erste Roadbook-Tour (aus der französischen Geländewagenzeitung "4x4 Mondial", Heft 23: Cote D’Or - Les Pistes de Morvan) führt von Saulieu nach St. Léger Vauban, ein recht unbekanntes Eck im Burgund.

Während sich der Himmel immer weiter zuzieht, folgen wir dem hervorragend gezeichneten Roadbook, jeder Abzweig paßt exakt. Und wie das bei den Franzosen so üblich ist, ist natürlich die Streckenführung nicht ohne, unser knapp 2,30 m hoher LandCruiser rasiert nach oben hin die Pisten frei, seitlich bilden Dornenbüsche eine Auto-Waschanlage der besonderen Art. Ein Glück, daß dies gerade zu Beginn der Tour am Schlimmsten ist, das nimmt die Hemmungen.

enge Wege

Pause

rot auf grün

Durch waldreiche und sehr dünn besiedelte Gegend geht es gute 35 km durch die Pampa. Verbotsschilder sind hier praktisch noch unbekannt. Allerdings sind insbesondere nach Regenperioden gute MT-Reifen Grundvoraussetzung, um Spaß an diesen Wegen zu haben. Hohlwege wechseln sich mit Schlammlöchern ab, steinigen Abfahrten folgen rutschige Aufstiege. Des öfteren laufe ich vermeintlich schwierige Teile der Strecke vor, prüfe die Befahrbarkeit, weil gerade an Schlüsselstellen ein Wenden fast immer unmöglich ist. Wie so oft ist es halt ein Unterschied, ob ich mit einem Spaßgerät einen Ausflug mache, oder mit einem knapp 3 to vollbepackten Urlaubs-Offroader. Die Untersetzung müssen wir jedenfalls des öfteren einlegen um den LandCruiser nicht hemmungslos unnötig zu schinden.

LC im Einsatz

ganz schön knapp

 immer wieder Arbeit

Mit einem SUV sind diese Wege natürlich – unter entsprechenden Qualen für Mensch und Maschine - auch machbar, richtige Bereifung vorausgesetzt. Zusätzlich zum guten Roadbook hilft natürlich auch ein kartengestütztes GPS bei der Orientierung, unser neues Garmin iQue bewährt sich jedenfalls hervorragend bei der Orientierung, ab und an sind sogar unbefestigte Wege hinterlegt. Eine angenehme Bereicherung.

Erst 2 km vor Roadbookende verläßt uns das Glück, während es mittlerweile zu regnen begonnen hat stehen wir am Kloster "La Pierre qui Vire" ... erstmals wieder unter Menschen, das Kloster ist ein Pfingstausflugsziel. Der Weg entlang der Klostermauer ist mittlerweile gesperrt. Nun gut, so kurz vor Ende einer schönen Tour und vielen erlebten Eindrücken kann man darüber hinwegsehen.

Obwohl man auf dem Klosterparkplatz toll übernachten könnte (ebene Stellplätze, Wasseranschluß..), entscheiden wir uns zur Weiterfahrt ... schließlich beginnt bereits in St. Léger eine Tour aus der Offroad (Nr. 5/03). Im Ort angekommen gießt es sintflutartig wie aus Kübeln, Weltuntergangsstimmung.

Doch während der Einstieg in die Tour gut gelingt, folgt bei Bild 11 der erste Witz: soll man sich hier wie Scotty ins Bild beamen oder wo kommt man her? Nun, der Spaß beginnt, entweder sind wir plötzlich zu doof zum RB lesen oder dieses Teil ist einfach grottenschlecht. Na, sind wir ehrlich, es ist schlecht, jedes zweite Bild hat mit der tatsächlichen Landschaft kaum etwas zu tun, von den falschen km - Angaben mal ganz abgesehen. Bei Bild 31 hinter dem Lac de Crescent brechen wir ab, Pisswetter kombiniert mit überflüssigem Rätselraten macht keinen Spaß.

Also düsen wir Richtung Avalon, um am nächsten Tag eine neue Tour bei Auxerre zu beginnen. Kurz vor Avalon hauen wir uns in den Wald und finden ein ruhiges Übernachtungsplätzchen.

Waldübernachtung

Schlamm pur

querliegende Bäume

In der Nacht hat es in Strömen geregnet, aber beim Frühstück trocknet glücklicherweise vieles wieder ab. Heute ist die Tour aus der OR 4/04 dran, die kurz vor Auxerre startet. Aufgrund der Vortages-Erfahrungen beginnen wir recht skeptisch, doch überraschenderweise ist das Roadbook – von fehlerhaften Kilometrierungen einmal abgesehen – erstaunlich korrekt. Wobei grundsätzlich die km – Angaben gute 20% geringer ausfallen, als sie in Wirklichkeit sind. Zusätzlich ist der Schwierigkeitsgrad, natürlich von den rutschigen Wegverhältnissen beeinflußt, teils anspruchsvoller, als üblicherweise von Sepp (Josef Röhrl, Roadbookschreiber für die Offroad und die Geländewagentouren-Reihe) gewohnt.... aber das empfinden wir ja durchaus als angenehm. Insbesondere bei Bild 16 rutschen wir mit unserem LandCruiser bei Schrägfahrt aufgrund Höhe und Gewicht mehrmals bedenklich nahe an die eng stehenden Bäume, obwohl fahrtechnisch eigentlich total simpel.

Die rechte Alternative bei Bild 46 bleibt uns zwar ein Rätsel, die linke ist jedoch problemlos fahrbar. Insgesamt eine gelungene Tour.

Natürlich holt uns zu Tourende der Regen wieder ein. Wir wollen zum Startpunkt der "Passion 4x4"-Tour Nr. 95 "La Nièvre", die bei Château Chinon startet und als eine Art Rundkurs um den nördlich gelegenen See "Lac de Panneciere" geht.

So übernachten wir am südlichen See-Ende auf einem schnuckeligen Campingplatz unter niederländischer Leitung und geniessen die warmen Duschen (2 Pers. + Auto € 11,70). Es regnet natürlich und unser Tarp am Fahrzeugheck darf sich erneut bewähren. Aber bei Schinkennudeln und Rotwein ist das auszuhalten, die Temperaturen liegen bei nur 13-15 Grad.

Der Regen wird stärker, es schüttet die ganze Nacht durch. Zusätzlich zieht Nebel auf. Die erhoffte RB-Tour wäre somit extrem rutschig und zudem ohne Aussicht. Das lohnt nicht. Also entscheiden wir uns, Richtung Cromatin zu fahren, wo Johannes und Silke Zugriff auf eine umgebaute Scheune haben.

Nach einem Tag Nixtun ist es ausnahmsweise mal wieder trocken, jedoch immer mit dunklen Wolken am Horizont. Eine meiner älteren RB-Touren soll heute dran glauben, Nr. 61 "La Sâone et Loire" aus der "Passion 4x4". Die Tour startet in Toulon sur Arroux und zieht sich malerisch über meist arg zugewachsene Wirtschaftswege nach Armecy. Meist sind die Wege rechts und links durch Baum- oder Strauchhecken begrenzt, hinter denen dann wiederum diverse landwirtschaftliche Nutzflächen liegen: mal eine Ziegenweide, ein Kornfeld, eine Wiese oder die Kuhherde. Natürlich ist alles aufgrund der vergangenen Regenfälle leicht matschig, für unsere MT-Bereifung jedoch vollkommen problemlos. Man sieht den Wegen an, daß sie nur selten genutzt werden, manchmal sind sie so arg zugewachsen, daß man nach normalen deutschen Denken eigentlich nie hineinfahren dürfte. Doch hier ist es (noch) völlig legal. Dazu kommt, daß einem hier eh nahezu keine Menschenseele begegnet. Die Bevölkerungsdichte ist eben doch sehr unterschiedlich zu dem, was wir üblicherweise kennen.

eng

enger

am engsten

Bei Montmort wird die Orientierung kurz etwas komplizierter, aber nach 1 – 2 Versuchen ist der richtige Weg gefunden, das RB ist trotz seines Alters erstaunlich präzise, es kommt nie das Gefühl von Frust oder Unsicherheit auf. Einige größere Äste müssen ab und an entfernt werden, bis wir Auzon erreichen. Hinter Montjalmin folgt ein, lt. RB " montée délicate", der sich aber in der Praxis für MT-Reifen als harmlos herausstellt. Aber ob das bei 10 oder 20 Fahrzeugen auch noch so wäre ... ? 

Bei Charbonat kreuzen wir den Fluß L’Arroux und nahe Chevannes kommt der Höhepunkt und Abschluß unserer heutigen Tour: Der Tempel "1000 Buddhas" ziert die größte buddhistische Gemeinde Europas inmitten des französischen Outbacks .... überraschender geht es wohl kaum auf so einer Tour.

schräg? das ist nicht schräg!

zurück ans Licht

 der Tempel

Für uns ist es das Ende des Burgund-Teils, wir wollen noch etwas Sonne im Süden tanken.

Wieder war es ein schöner Offroad-Ausflug in unserem Nachbarland.

Fazit: sehr empfehlenswert.

Frankreich, wir kommen bald wieder!

www.rso4x4.de

 

Text: Rainer Sommermann

Photos: Rainer Sommermann

 

© Copyright 2004 www.off-road-forum.de
[document info] Copyright © OFFROADFORUM 2004, ein Projekt von unabhängigen Offroad-Freunden
Eine Veröffentlichung der Inhalte bedarf der Zustimmung von www.off-road-forum.de