Berichte - Reise - Sardinien

Reisebericht Sardinien von Karsten Amann
 
Ein paar kurze Eindrücke vorweg:
3 Wochen sind zu kurz für die Insel, soll heißen, da muß ich wieder hin.
Die Sarden umgeben alles Land mit Zäunen, Mauern und hohen Eingangstoren – eine schlechte Ausgangsposition für Offroader.
Dies war wohl der regenreichste Sommer auf Sardinien seit Jahren – sagten zumindest die Reisenden, die ich kennenlernte und dies bestätigte sich mit einigen Gewittern und einem Unwetter.
Kulturell wie landschaftlich äußerst vielseitig und interessant – wobei wir natürlich auch viel Zeit an den weißen Sandstränden verbrachten.
Unsere Reise startete in Garmisch-Partenkirchen. Die Autobahn zwischen Novi und Genua ist in einem schlechten Zustand, so daß zum Teil nur mit 50km/h gefahren werden kann. Im Hafen von Genua gibt es lt. Beschreibung einen automatischen Check-In. Davon ist aber nichts zu sehen. Nachdem einige andere Urlauber angekommen sind, finden wir zusammen heraus, daß man im Moby-Büro einchecken muß.

Die Hinfahrt mit der Moby Freedom - einer neuen Fähre - war recht angenehm und im Morgengrauen sahen wir schon Sardinien an Steuerbord.

Der erste Campingplatz, den wir uns ausgesucht hatten, war in Valledoria. Davor lag aber noch eine ca. 1,5 stündige Autofahrt vor uns, was nach einer Nacht mit wenig Schlaf auf der Fähre recht anstrengend wurde.
 
Dann das Übliche:
Platz aussuchen, aufbauen, (Sollte noch 4 mal auf uns zukommen, was uns jetzt aber noch nicht bewußt war.) Strand legen…
Die ersten Ausflüge gestalteten sich eher enttäuschend, da die Nuraghen Türme, die auf meiner Karte eingezeichnet sind, nicht zugänglich waren (Mauern, Zäune etc.), oder die Wegweiser fehlten, Straßen nicht eingezeichnet waren …
Nun richteten wir uns doch nach unseren Reiseführern (sehr zu empfehlen: Sardinien von Eberhard Fohrer, Michael Müller Verlag, aber manches findet man auch damit nicht). Von Valledoria aus bietet es sich an, nach Capo Testa zu fahren. Auf dem Weg dorthin findet man schöne weiße Sandstrände mit türkisblauem, klarem Wasser. In die andere Richtung besuchten wir einige Sehenswürdigkeiten im Raum um Castelsardo, Sassari etc.
Nach 6 Tagen und immer wieder einsetzendem Regen am Nachmittag, beschlossen wir weiterzufahren und verbanden dies mit einer Tour über Argentiera (verfallene Silberbergwerke), Capo Caccia (wobei wir uns die Grotten nicht ansahen, 8 Euro pro Person für 200m begebare Grotte ist doch ein wenig viel …), Alghero und Bosa auf die Sinishalbinsel nach Is Arutas. Hier gibt es den wohl einzigartigsten Strand auf Sardinien: runde, zum größten Teil weiße Quarzsandkörner (so 3 mm groß).
Auf dem Campingplatz lernten wir eine Münchner Familie kennen, die uns mitteilte, daß es an unserem Ankunftstag in der Region um Porto Torres (Valledoria ist nicht weit) so stark regnete daß die Feuerwehr einen Campingplatz räumen mußte, weil die Fahrzeuge hüfttief im Wasser standen. Glück gehabt …
Dafür kam am nächsten Tag starker Wind auf, der sich zu einem Sturm mit heftigem Regen mauserte, aber das Zelt hielt. Hier besuchten wir die Ruinen von Tharros.
Nach 3 Tagen verließen wir wieder einmal wegen des Wetters diesen Platz und landeten über die Costa Verde, Piscinas Dünen, Iglesias, Carbonia und Teulada an der Costa del Sud. Den Campingplatz Torre Chia fanden wir im Internet schon recht ansprechend und so schlugen wir dort unsere Zelte auf. Hier gibt es aber ein Problem: die Hilfskräfte. Sie mögen wohl Deutsche nicht und versuchen, trotz wenig belegtem Platz, einen auf einen kleinen, bei Regen überschwemmten Platz zu stellen. Diese Erfahrung machten viele.
Man muß etwas hartnäckig sein, dann kann man sich einen anderen aussuchen.
Was hier auch störend war sind die Duschen mit Münzeinwurf. Ansonsten ist der Platz sehr zu empfehlen. Einer der saubersten, den wir bis dahin sahen.
Wie sich aber später bei einem Wolkenbruch herausstellte, lag unser Platz im Ablauf des Geländes. Wir hatten dort einen sehr netten Münchner als Nachbarn, der wie er sah, daß ich in strömendem Regen Kanäle und Dämme baute, sofort auch seinen Klappspaten nahm und mich tatkräftig unterstützte. Dank seiner Hilfe wurde nichts naß.
Hier lernten wir auch Tuttlinger und Nürnberger kennen, die wir immer wieder treffen sollten. Eigentlich ist die Insel ja nicht so klein …
An der Costa del Sud gibt es einmalige Strände, doch diese sind meist überfüllt.
Dies ist überhaupt ein Problem. Im Reiseführer wurden oft Strände als einsam bezeichnet, die es beim besten Willen nicht sind.
Hinweis: Italien hat nun auch gestaffelte Ferien, wie Deutschland. Nix mehr 15.08. und dann Saisonende. Vor allem Familien aus Mailand und Rom sind Ende August und Anfang September noch anzutreffen, dementsprechend hoch kann auch der Geräuschpegel auf den Campingplätzen sein – was manchmal schon nervtötend sein kann.
Nun ging es über Cagliari (hat uns überhaupt nicht gefallen), Villasimius und das Capo Carbonara weiter zur Costa Rei. Der Campingplatz Capo Ferrato war zwar sehr schön, aber hatte nicht wie im Internet versprochen, einen weißen Sandstrand.
Was uns aber störte waren die Duschen mit Münzeinwurf, deshalb zogen wir weiter und zelteten nun auf dem Platz Torre Salinas. Die Begeisterung für diesen Platz hielt sich eher in Grenzen. Eine deutsche Leitung ist zwar schön, aber er war halt sehr deutsch, wie eine Familie, in der Neue etwas skeptisch beäugt wurden. Hier trafen wir die Nürnberger wieder, es war nicht das letzte Mal …
Außerdem gibt es dort sehr viele Mücken.
Nach ein paar Ausflügen zog es uns weiter Richtung Norden, die SS125 hinauf. Diese führt über einen atemberaubenden Paß in ca. 1000m Höhe und eine Hochebene (Achtung: Freilaufende Ziegen, Schweine, Pferde …), am Rio Berchida (toller Strand) und dem Capo Camio vorbei (weiße Sanddünen und Granitfelsen) nach San Teodoro, an der Kreuzung am Ortseingang bogen gerade die Münchener vom Campingplatz Torre Chia ab. Was für eine kleine Insel dachten wir.
Hier campierten wir auf dem Platz La Cinta. Der wohl sauberste auf Sardinien, nur haben sie idiotische Zeiten, die Spülbecken zum Geschirrspülen zu reinigen.
Von hier aus empfiehlt es sich, das Nuraghendorf Monte Tiskali (was aber nur auf den Schildern im Tal so heißt) zu besuchen. Der Weg ist nicht schwer zu finden, wie manch einer sagt (die einheimischen Führer wollen auch etwas verdienen, reagieren aber auf Urlauber die es auf eigene Faust versuchen nicht sonderlich erfreut).
War uns egal und mit einem Geländewagen kommt man so weit, daß es nur noch ca. 30 bis 45 Min. zu Fuß sind. Leider konnten wir nicht mehr in das Cala di Luna wandern, da uns an diesem Tag die Zeit zu knapp wurde.
Wie wir zurück kamen, stand auf dem Platz neben uns ein Mazda MX-5 mit einem kleinen Zelt davor. Ich stieg aus und mir kam schon ein blonder Herr, ca. 55 entgegen: „Hi, my name is Jan, I΄m from Sweeden and this is my wife …“
Dies war ein sehr netter Nachbar mit dem ich jeden Tag einen lustigen Plausch führte.
Tja, und wen trafen wir wohl am nächsten Tag? Die Nürnberger.
Sie wollten auch vor Ihrer Abfahrt noch ein paar Badetage einlegen.
 
Der Platz hat nur zwei Nachteile:
1. sehr viele, äußerst aggressive Mücken
2. die Bucht ist für Starkwindsurfer empfohlen, was wir am dritten Tag merken sollten. Mit dem kann man aber leben, da sobald die Sonne untergeht sich der Wind legt Tja, man sollte die Beschreibung der Plätze in den Führern lesen. Bei einem Zelt gegenüber brachen die Zeltstangen. Sah nicht gut aus. Unseres hielt zum Glück mal wieder.
 
Dies waren die sonnigsten Tage auf Sardinien.
Tja, so wurden aus 3 Campingplätzen in 3 Wochen 5 Plätze.
Das ist zwar etwas viel, aber so sahen wir einiges mehr, als ich dachte.
Viele Sehenswürdigkeiten sind nicht aufgeführt, es muß jeder selber entscheiden, was er sehen möchte. Außerdem würden die Beschreibungen Seiten füllen und dazu hat man doch die Reiseführer. Insgesamt verschossen wir fast 7 Filme …
Uns hat jedenfalls der Süden und die Ostküste besser gefallen als der Norden, wobei wir im Norden, westlich vom Capo Testa den wohl schönsten weißen Strand auf Sardinien fanden. Die Entfernungen sind zwar kilometermäßig nicht so sonderlich lang, aber auf Grund der Straßenführung sehr zeitaufwendig. Deshalb versuchten wir die Etappen zwischen den Campingplätzen für Sightseeing Touren zu nutzen.
So, da standen wir nun im Hafen von Olbia.
Hier kamen nach ca. 1 Std. 2 Motorradfahrer an. Einer sprang sofort herunter, kam herüber und setzte seinen Helm ab: „ Da seid ihr ja wieder …“
Es war Hansi und seine Frau. Sie waren auch auf dem Platz Torre Chia bei dem Wolkenbruch …
Hansi war jedenfalls von meinem Jeep total begeistert und möchte ihn kaufen.
 
Irgendwann sprachen uns zwei ältere Herren an:
„Wo fahrt ihr denn hin?“ Wir entgegneten, mit der Moby Wonder nach Genua.
Darauf: „Oh je, de hat an Schlag. Des ist net schee.“ Und so weiter.
Wir dachten, was sind das für Spaßvögel? Hinzu kam, daß Hansi mit der Wonder vor 2 ½ Wochen nach Sardinien gefahren ist und zu diesem Zeitpunkt alles in Ordnung war. Aber sie hatten Recht: Sobald das Schiff die Fahrt aufnahm, merkten wir, daß alles vibrierte und so alle 6 bis 7 leichten Vibrationen kam ein leichter Schlag.
Gleiches Schiff wie die Freedom, auch 2001 gebaut, aber irgendwas stimmte nicht mit dem Antrieb. Das merkten wir auch, als nachts der Wind und die See rauher wurden, da nahm der Kapitän die Fahrt zurück. Resultat: ca. 45 Min. Verspätung.
Ach ja, zurück sind wir bis auf die Strecke von Affi nach Sterzing sowie ca. 20 km um Cremona nur Landstraßen gefahren und brauchten ca. 1 Std. länger. Soll heißen, die Maut kann man sich sparen.

 

Der Cherokee wurde im November 2002 verkauft und dafür ein Defender 110 Td5 gekauft.
 

Diese Karte deckt sich nicht ganz mit den oben beschriebenen Plätzen, aber ist ein guter Anhaltspunkt um sich zu orientieren.

 

Text: Karsten Amann
Karte: Peko
Fotos: 
 
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