Berichte - Reise - Varaita-Maira-Kammstraße 2004

Varaita-Maira-Kammstraße

oder

Am Tag als der Nebel kam

 

 

Aus der feucht-schwülen Ebene um Turin wollten wir der Hitze entfliehen und gleichzeitig Schotter unter die Reifen unseres Landrover bekommen. Daher entschlossen wir uns, die nahe gelegene Varaita-Maira-Kammstraße zu befahren. Von Dronero kommend zweigt der Einstieg etwas vor dem Ort Rossana links ab. Nachdem wir ein Restaurant und einige Ferienhäuser hinter uns gelassen hatten, endete der Asphalt und ging in einen geschotterten Waldweg über. Da uns die Anreise aus Deutschland doch noch in den Knochen steckte, entschlossen wir uns, nach einigen Kilometern in einem schönen lichten Birkenwäldchen unser Lager aufzuschlagen. In der Nacht wurden wir durch ein gigantisches Wetterleuchten und entfernte Donnerschläge geweckt. Glücklicherweise blieben wir jedoch von Gewitter und Regen verschont. Beim morgendlichen Frühstück allerdings kroch der Nebel aus den Tälern zu uns hoch, so dass wir die Tour mit eingeschränkter Sicht fortsetzen mussten.

 

 

An einer Dreifachkreuzung (natürlich ohne Beschilderung) entschieden wir uns leider für den falschen Weg – zwar war dieser fahrtechnisch interessant, da überwuchert, stellenweise sehr schmal und mit steilen Abschnitten, doch führte er uns schlussendlich über ein privates Gehöft, wo wir berechtigterweise vom Hofhund bellend verfolgt wurden, bis wir endlich wieder auf eine öffentliche Asphaltstraße trafen.

 

 

Von dieser Seite sahen wir durch den Rückspiegel, dass dieser Wegabschnitt als Privat ausgeschildert war. Daraufhin entschlossen wir uns, nicht zu wenden, sondern einen zweiten Einstieg über das Santuario di Valmala zu wagen. Hier war unheimlich viel los, da gerade der oder die Heilige gefeiert wurde. Trotz zahlreicher ungeordnet parkender Fahrzeuge (auch Touri-Busse) fanden wir dann doch noch die Auffahrt und waren froh, den hektischen Trubel hinter uns lassen zu können. Schließlich trafen wir auch auf den Weg, der uns ursprünglich von Rossana hätte heraufführen müssen. Um unser Roadbook zu vervollständigen, entschlossen wir uns, diesen bis zu der oben erwähnten Dreifachkreuzung zurückzufahren. Dort wendeten wir erneut, fuhren die gleiche Strecke wieder zurück und konnten auf diese Weise unser Roadbook lückenlos fortführen. Als wir wieder auf die von Santuario di Valmala heraufkommende Asphaltstraße trafen, riss der Nebel etwas auf, so dass wir aus der Höhe einen Blick hinab auf die Wallfahrtskirche werfen konnten.

 

Ab dem Colle della Ciabra ging der Asphalt wieder in Schotter über. Das Wetter hatte sich leider wieder verschlechtert und der Nebel gewährte nur sehr begrenzte Ausblicke auf die angrenzenden Berge.

 

 

Diese reichten jedoch aus, uns den Mund wässrig zu machen, so dass wir den Entschluss fassten, vielleicht im nächsten Jahr auf jeden Fall aber bei schönerem Wetter noch einmal herzukommen, um die Aussicht in ihrer ganzen Schönheit genießen zu können. Die Fahrt auf der Varaita-Maira-Kammstraße verläuft in diesem Bereich ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Das Schottersträßchen wechselt einige Male von der südlichen auf die nördliche Bergflanke und wieder zurück. Ab dem Colle di Birrone gewinnt man über mehrere Serpentinen rasch an Höhe. Oberhalb der Serpentinen setzt sich die Straße wieder mehr oder weniger auf einer Höhe fort.

 

 

 

Obwohl das Gelände auf der Talseite sehr steil abfällt, ist die Trasse breit genug, so dass bei angepasster Fahrweise keine Probleme auftreten dürften. Bei eventuellem Gegenverkehr oder Schafherden sollte man jedoch frühzeitig an einer Ausweichmöglichkeit warten.

 

 

Das steile Gelände gibt einem aber darüber hinaus die Möglichkeit unliebsame Mitfahrer einfach, unauffällig und kostengünstig zu beseitigen J. Am höchsten Punkt – der Bassa d’ Ajet, 2310 m – hatten einige Hobbyastrologen hoffnungsvoll ihre Teleskope und ihre Zelte aufgebaut. Ob sie bei der Wetterlage jedoch auch nur den kleinsten Stern vor die Linse bekamen, wagen wir zu bezweifeln. Ab dieser improvisierten Sternwarte waren es noch ca. 2 km bis zum Colle die Sampeyre, wo man die Asphaltstraße von Elva/Stroppo nach Sampeyre kreuzt. Wir entschlossen uns jedoch, diese zu überqueren und geradeaus weiter bis zum Endpunkt, Colle della Bicocca, zu fahren. Auch dieser Streckenabschnitt ist geschottert, aber nicht besonders anspruchsvoll.

 

 

Auffällig ist, dass die Wiesen in diesem Bereich von Milchkühen beweidet und Milch und Butter zum Verkauf angeboten werden. Die Straße endet in einem größeren Platz, der als Ausgangspunkt für Wanderungen in die angrenzende Bergwelt dient. Da der Tag schon sehr weit fortgeschritten war, schlugen wir dort unser Nachtlager auf. Zu unserer großen Freude hob sich kurz vor Sonnenuntergang der Nebel doch noch ein wenig und gewährte uns einen Blick auf den markanten Monte Viso und den Pelvo d`Elva.

 

Unser Fazit: Die Varaita-Maira-Kammstraße ist trotz ihrer nicht so kühnen Trassenführung dennoch eine interessante Tour, die sich durchaus mit der ligurischen Grenzkammstraße messen lässt.

Unser Tipp: Als besonderen Leckerbissen im Anschluss empfehlen wir die Abfahrt auf dem Asphaltsträßchen über Elva. Dieses führt entlang einer wilden, sehr tief eingeschnittenen Schlucht durch mehrere aus dem rohen Fels gehauenen Tunnels und Bögen talwärts.

 

Das Roadbook gibt es hier.

 
Text: Silke und Johannes Roth
Fotos: Silke Roth
 
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