Berichte - Technik - Iveco Daily 4x4

Iveco Daily 4x4 Erfahrungsbericht
Nach knappen 45.000km, davon ca30.000km auf unserer 7 monatigen Tour durch Russland/Sibirien/Australien folgendes Kurzresumee:

Das Auto ist geländegängiger als mancher Geländewagen, da die Untersetzung extrem kurz und die vorderen Drehstäbe besser verschränken als die Blattfedern vieler Heavy Dutys. Auch sind die Überhänge vorne und hinten besser als die bei den meissten Geländewagen mit 5-6 Metern Gesamtlänge. (Der Iveco hat als Kastenwagen nur 4,88 Meter Länge, dabei aber eine Innenlänge des Laderaumes von fast 2,5 Metern, nicht erreichbar für normale Geländewagen!!!)
An Stellen, an denen viele Australier Ihre Gelänndewägen durchprügeln mussten, sind wir mit eingeschalteter Untersetzung und den Sperren durchgefahren!

Ist die Kiste dann aber wirklich mal fest im Dreck, hat man zu tun die 4 Tonnen Gesamtgewicht herrauszuwuchten (ohne mechanischen Seilzug/Greifzug würde ich nicht in die Pampa fahren wollen, genauso halte ich ein Minimum von 2 Stück 150er Sandblechen für nötig. Von Schaufeln und Bergegurten/Schäkeln muss man denke ich nicht extra reden. Die Reifen sind das A und O, extra Ketten brauchten wir zum Glück trotz Mitnahme nicht einmal, hätten sie aber gebraucht wenn wir nicht einmal auf Bergefahrzeuge gestossen wären...)

Wir sind nicht vorsichtig gewesen was die Streckenwahl und das Fahren im Dreck anbelangt!

Zu der Reparaturanfälligkeit:
Das von uns gekaufte Fahrzeug war mit seinem Vorbesitzer bereits in Türkei/Iran/Pakistan/Indien/Nepal. Er hat damals von vielen Reparaturen an den Achsmanschetten der vorderen Gelenkwellen berichtet. Wir hatten dieses Problem nur 2 Mal. Einmal vor Abfahrt in Deutschland und einmal in Australien. Dort sind wir auf einer Piste mit ca. 70-80 Sachen unterwegs gewesen und dabei über einen Ast gefahren der sich wohl durch die Manschette bohrte. Reparatur dauert ca. 30-60 Minuten. Je nach Hitze und Übung. Im Moment haben wir eine Seite Testweise zusätzlich mit Gewebe umwickelt. Bisher hälts, Bilder demnächst auf unserer Website.
Man sollte allerdings auch sagen, dass wir die Freilaufnaben öffnen, wenn wir nur auf Pisten fahren. Erstens wegen des Verschleisses und zweitens wegen der Gummimanschetten die bei hohen Geschwindigkeiten durch das Gewicht des Fetts innen sich nach aussen Stülpen können und dann an den Achsteilen schleifen könnten. Zumindest entstanden beide Manschettenschäden bei Geschwindigkeiten über 70 km/h.

Andere sagen der Schaden käme durch die Gelenkwellenteile von Innen, bei starken Unebenheiten würde die Manschette scharfe Teile an der Welle berühren...what ever...leider haben wir den Schaden nicht bei seiner Entstehung betrachten können.

Ersatzteilversorgung funktioniert weltweit! Aber, da das Fahrzeug ein Sonderfahrzeug ist, kann es bei Spezialteilen auch mal ein bischen dauern.
Wir hatten alles an Verschleissteilen dabei, manches Spezialteil wie abgerissene Schrauben in Sondergrössen haben wir unterwegs besorgt.

Das Fahrzeug hatte nie Schäden die zum Totalausfall geführt haben, allerdings liege ich auch täglich drunter und kontrolliere auf Schäden von Unten, sodas mir Sachen relativ frühzeitig auffallen (lockere Verschraubungen, undichte Simmeringe, gebrochene Blattfedern, abvibrierte ALB Stange, kaputte Stossdämpfer...) das waren im übrigen auch die Hauptschäden, bis auf einen gerissenen Kupplungszug in Rumänien.
Basteln und Improvisieren sollte bei einer solchen Tour sowieso zum eigenen Repertoire gehören. Wenn ich Aussagen höre wie: "Bei unserem Auto geht nie was kaputt." dann vermutlich weil man sowieso nie ins Grobe fährt und auf Wellblechpisten die Wellen einzeln ausfährt

Die vordere Spritzwand (unterhalb der Windschutzscheibe) bekommt Risse. Die hatte sie schon bei unserem Kauf und nachdem wir sie repariert hatten hat sie die nun wieder. Naja, is halt so.

Die hinteren Türen "tanzen" Aufgrund ihres Gewichts und ihrer Grösse auf den Pisten. Richtig. Und?
Staubfrei war es auch in unseren Toyos nie. Wir haben hinten zugemacht (Bilder zum Ausbau auf unserer Site).

Alle Reifen die grösser sind als die 7.50 16er Streifen beim Einfedern in den vorderen Radhäusern. Das Hochdrehen der Drehstäbe allein bringt da nix. Wir haben die Radhäuser so vergrössert, dass die Grösse 8.25 R 16 nicht mehr streifen kann, ist meiner Meinung nach die vernünftigere Reifengrösse.


Wir haben vorher allerdings einiges an unserem Fahrzeug verändert: Leistungssteigerung, grössere Kupplung, mechanischer Kettenspanner, grössere Stossdämpfer,...


Fazit:

Grosses Platzangebot bei geringen Aussenmassen und hoher Geländegängigkeit für relativ geringes Gesamtbudget von einem weltweit agierenden LKW Konzern.
 

 
 
Text: Markus Linse
Fotos: Markus Linse

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