Berichte - Technik - LR Doppelgelenkkardanwelle überholen

Überholen der Kreuzgelenke einer Doppelgelenkkardanwelle vom DiscoII im Defender

Wie im Forum schon zu lesen war, haben einige User Probleme mit der Doppelgelenkkardanwelle vom DiscoII. So hat es auch mich nach nicht einmal 40tkm erwischt.

Diese wird besonders gerne von Defender Fahrern (Td5) verwendet, da bei einer Höherlegung in den meisten Fällen Geräusche durch das versetzte Getriebe, im Gegensatz zum Tdi, entstehen.

Ich rate jedem, der seinen Defender umrüstet, dazu mal eine Runde mit der normalen Kardanwelle zu fahren, dann weiß man ungefähr, wie es klingt, wenn sich die Kreuzgelenke verabschieden.

 

Bei mir machte es sich durch Geräusche bemerkbar. Zum gleichen Zeitpunkt war leider auch noch die Kreuzschlitzschraube der Handbremstrommel sowie zwei Schrauben der hinteren Kardanwelle - getriebeseitig - locker.

 

Beim Einbau standen mir folgende Freunde zur Seite:

Michi (danke für Kaffee und Bier)

Sepp (Michis Onkel, der uns die Werkstatt zur Verfügung stellte)

Stephan (Mechanikermeister)

Andy (MAK Trek - Photograph und die letzten zwei Hände, wenn vier nicht ausreichten ...)

 

Benötigtes Werkzeug:

Schraubstock

großer Hammer

Kupferbolzen

Wasserpumpenzange

Sprengringzange

2 Schraubenzieher

Fettpresse

 

 

Wie man auf folgenden Photos erkennen kann, schneite es und der Ausbau unter einem tropfenden Fahrzeug ist nicht gerade der angenehmste, auch wenn man auf einer Plane liegt.

 

  

 

 

 

 

Das ist der Übeltäter. Das normale Gelenk war in sehr gutem Zustand, so daß ich mich dazu entschlossen habe, dieses nicht zu überholen.

 

 

 

 

Auf den nächsten Bildern kann man sehr schön den austretenden Rost erkennen.

 

 

 

 

So sieht ein neues Kreuzgelenk aus. Rechts neben dem Schmiernippel habe ich die Lagerschale abgezogen. Auf dem rechten Bild erkennt man das Nadellager in der Lagerschale.

 

 

 

 

Zuerst spannt man die Kardanwelle in den Schraubstock ein um die Sicherungsringe zu entfernen.

 

 

 

 

Nach dem Zusammendrücken des Sicherungsringes hebelt man mit einem oder zwei Schraubenziehern die Ringe heraus.

 

 

 

 

Nach dem Lösen aller Ringe legt man die Welle so auf den Schraubstock, das das Mittelteil des Doppelkardan-Gelenkes plan aufliegt und schlägt mit dem Kupferbolzen die Lager in eine Richtung nach unten.

 

 

 

 

Hierbei muß darauf geachtet werden, daß die Lagerschalen, welch nach unten herausgetrieben werden, nicht an dem Schraubstock anstehen.

Diesen weiter öffnen, so daß die Lagerschalen genügend Freiraum haben.

 

 

 

 

Im nächsten Schritt, setzt man die Kardanwelle seitlich an. Auf dem linken Bild ist mit dem roten Pfeil die herausgetriebene Lagerschale zu erkennen. Wie in beiden Bildern zu erkennen ist, wird auf das Mittelteil des Doppelgelenks geschlagen um die Lagerschalen in die andere Richtung (wie oben) herauszutreiben.

 

 

 

 

Der Rest des zerstörten Lagers und der defekte Simmering.

 

 

 

 

 

Die Lagerschalen zieht man, wenn sie weit genug herausgetrieben wurden, mit einer Wasserpumpenzange in Drehbewegungen (immer in eine Richtung) heraus.

 

 

 

 

Die entfernte Lagerschale. Rechts und unten sieht man, nachdem man das Kreuzgelenk entfernt hat, die etwas tückische Kugel mit dem Nadellager in der Mitte.

 

 

 

 

 

Diesem Lager und der Feder ist besondere Beachtung zu schenken. Man muß höllisch darauf aufpassen, daß nicht die einzelnen Nadeln oder die Feder herausfällt. Bei der Montage bereitet dieses Teil die größten Probleme!

 

 

 

 

Nun einige Photos des defekten Kreuzgelenkes ohne die Lagerschalen. Man sieht sehr schön den Unterschied zwischen den blanken und dem korrodierten Zapfen.

 

 

 

 

 

 Nun noch ein Photo einer abgeschliffenen Nadel des Kreuzgelenkes.

 

 

 

 

Die Kugel füllte ich mit Fett, da mich Ulla und Peter schon warnten, daß diese Nadeln gerne herausfallen. Rechts ist die Halterung der Kugel zu sehen. Diese ist etwas "verbeult", kommt aber so aus dem Werk.

 

 

 

 

Die Montage der Kreuzgelenke geht wie folgt:

1. Alle Lagerschalen abnehmen und diese nachfetten. Dies hat den Sinn, daß die Nadeln nicht herausfallen können und bei dem einsetzen der Lagerschalen nicht ihre Position ändern können.

 

 

 

 

2. Bild links: Lager schräg einsetzen und danach (Bild rechts) komplett einsetzen.

 

 

 

 

3. Die Lagerschalen (gegenüberliegend gleichzeitig!) vorsichtig mit der Hand einsetzen.

4. Vorsichtig mit dem Hammer die Schalen einschlagen. Später haben wir eine bessere Methode entdeckt!

5. Nun das Kreuzgelenk prüfen, ob es sich hinauf und herunter schieben läßt. Wenn dies der Fall ist, hat sich keine Nadel verhakt.

6. Bild rechts, den Kupferbolzen unterlegen und die Lagerschalen so weit hereintreiben, bis auf einer Seite der Sicherungsring eingesetzt werden kann.

 

 

 

 

6. Einsetzen des Sicherungsringens. Am einfachsten geht es mit einer Spitzzange und einem Schraubenzieher, mit dem man den Ring in die richtige Lage bugsiert. Danach mit dem Kupferbolzen die gegenüberliegende Lagerschale so weit einschlagen, bis auch hier der Sicherungsring montiert werden kann.

 

 

 

 

7. Nicht erschrecken! Den Schraubstock soweit öffnen, daß mit den Aluauflagen genügend Spiel ist, damit das Gelenk nicht ansteht. Ein mal auf das Gelenk schlagen und dann um 180 Grad drehen und die Prozedur wiederholen. Der Sinn davon ist, daß das Kreuzgelenk sehr schwergängig ist, weil die Lagerschalen zu viel Druck nach innen ausüben. Mit dieser Aktion werden die Lagerschalen wieder nach außen getrieben und das Lager ist leichtgängig. Wenn es mit dem ersten Schlag nicht funktioniert, die Prozedur wiederholen.

 

 

 

Nachfolgend die Bilder von dem Einsetzen des Kreuzgelenkes auf der längeren Seite der Welle. Hier analog zu den o.g. Punkten verfahren. Hierbei sollte man darauf achten, daß man die Schmiernippel genauso wie die am Schiebestück und dem anderen Kreuzgelenk montiert. Beim Abschmieren freut man sich dann. :)

 

 

 

 

 

Nachdem dies abgeschlossen ist, montiert man das Mittelteil des Doppelgelenkes.

Es wird wieder schräg angesetzt und dann der untere Teil mit ein. Wieder wie oben verfahren.

 

 

 

 

Irgendwann kam und dann die Idee, weil das mit dem Einklopfen der Lagerschalen doch recht brachial ist, das die Methode, man nehme die alten Lagerschalen, setzte sie außen auf die neuen Lagerschalen und drehe dann vorsichtig den Schraubstock zu, die sanftere und nervenschonendere ist.

 

 

 

 

Nun muß das Lager wieder leichtgängig gemacht werden. Diese Vorgehensweise ist die gleiche wie oben, nur daß man jetzt direkt auf die Welle schlägt.

 

 

 

 

Nun kann die Feder wieder eingesetzt werden - diese am besten mit Fett fixieren. Zugleich das Lager, in dem die Kugel läuft, fetten.

 

 

 

 

Das hatte ich ganz vergessen, da das einfetten des Nadellagers in der Kugel nichts half - die Nadeln lösten sich - hatten wir diese herausgenommen. Dies sollte man gleich erledigen! Es empfiehlt sich auch, das Lager von dem alten Fett möglichst gut zu reinigen, dann sieht man beim Einsetzen mehr. Hier ist auch sehr schön das vom Werk aus etwas deformierte Lager zu sehen.

 

 

 

 

Jetzt sind kleine Finger gefragt: Die Nadeln müssen nach dem Einsetzen nochmals auf den richtigen Sitz kontrolliert werden. Darauf füllt man das Lager mit Fett.

 

 

 

 

Der wohl tückischste Teil der Montage. Zuerst wieder das Gelenk schief ansetzen, dabei muß die Feder fixiert werden. Nun die andere Seite einfädeln.

 

 

 

 

 

 

Hier begannen unsere Probleme. Durch den Gegendruck der Feder ist es sehr schwer die Lagerzapfen gerade in die Lager zu bugsieren und die Lager einzusetzen.

 

 

 

 

 

Der nächste Versuch wurde mit einer Schraubzwinge gestartet. Wie man sieht versucht Stephan das Gelenk zu stabilisieren. Letztendlich gelang es uns aber doch mit dem Schraubstock. Natürlich muß, wie bei jedem Gelenk davor wieder die Freigängigkeit mit der Methode Hammer hergestellt werden.

 

 

 

 

Ein weiterer Hinweis: Es ist leichter, wenn man von Anfang an die Schmiernippel demontiert.

 

 

 

 

Zur Verdeutlichung nochmals die Monagereihenfolge der einzelnen Kreuzgelenke und Lagerschalen:

 

 

 

Die wieder eingebaute Kardanwelle:

 

 

 

 

Das wichtigste Werkzeug:

 

 

 

 

Alleine würde ich diese Aktion nicht durchführen, da man oft mehr als 2 Hände benötigt.

Herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben.

 

 

 

Und nächste Woche zeigen wir euch, wie man eine sehr wirkungsvolle Diebstahlsicherung im Fahrerfußraum monitert:

 

 

 

 

 

 

 

 
 
Text: Karsten Amann
Photos: Andreas Kaiser

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