Berichte - Technik - LR Defender Schalldämmung

Schalldämmung Defender

 

Werkzeug:

  • scharfes Messer

  • Schere

  • Ahle

  • Tapetennahtroller

  • Kreuzschlitzschraubendreher (klein und groß)

  • Ratschen-/Nusskasten

Material:

  • Dämmmatten

  • Verdünner oder Bremsenreiniger zum entfetten

 

Der Landrover Defender ist ab Werk bekanntermaßen so spärlich geräuschgedämmt, dass ein typischer Dialog so ablaufen könnte:

Fahrer: MÜSSEN WIR HIER NACH LINKS?

Beifahrer: WAS FÜR EIN DINGS?

Fahrer: ICH MEINE MÜSSEN WIR ABBIEGEN?

Beifahrer: ICH HABE NICHTS GEGEN DAS FLIEGEN, ABER WIR HÄTTEN

VORHIN LINKS FAHREN MÜSSEN!

Um solche Missverständnisse zu vermeiden und das Reisen generell angenehmer und komfortabler zu gestalten, habe ich unseren Defender 110 geräuschgedämmt.

Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für die leider nicht ganz billigen Schallschutzmatten der englischen Firma Noisekiller entschieden. Diese bestehen aus 2 Lagen eines 1mm dicken Gummibelages, welche einen Kern aus Schaumstoff (6mm dick) einschließen.
Über den zuständigen Importeur in den Niederlanden kann man verschiedene fertig zusammengestellte und geschnittene Dämm-Kits oder zusammenhängende Matten bestellen. Um es mir einfach zu machen, habe ich mich für die teurere Version der vorgeschnittenen Matten entschieden und ein sogenanntes Truck-Cab-Kit für meinen 110er Hard-Top erstanden.

Dieses umfasst als selbstklebende Teile:
Motorhaube (5 Teile)
Spritzwand (2 Teile Fahrer- und Beifahrerseite)
Fußraum neben dem Sicherungskasten (2 Teile Fahrer- und Beifahrerseite)
Getriebetunnel (1 Teil)
Seiten und Front der Boxen unter Fahrer- und Beifahrersitz (4 Teile)

Außerdem gehören folgende nicht klebende Teile zu dem Kit:
Bodenblech (2 Teile unter Teppich-/Gummiboden auf Fahrer- und Beifahrerseite)
Auflagen für die Sitzboxen (3 Teile rechts, Mitte, links)
Kofferraum (1 Teil unter dem Teppich-/Gummibelag)

 

 

Motorhaube:

Um die Motorhaube zu dämmen ist es ratsam diese vorher abzunehmen, um besser arbeiten zu können. Dazu die Haube mit zwei Personen (rechte und linke Seite des Autos) senkrecht stellen, und einfach nach oben aus den Führungshülsen heraus nehmen.
An der Motorhaube die zu beklebenden Flächen gut entfetten, die Dämmung eventuell etwas nachschneiden, Schutzfolie entfernen, aufkleben und mit dem Tapetennahtroller festdrücken. In diesem Bereich darauf achten, dass Produkte anderer Firmen nicht entflammbar sind und den hohen Temperaturen im Motorraum stand halten. Die entsprechenden Teile der Firma Noisekiller haben deshalb eine hitzeabweisende Aluminiumfolie an der Oberseite.
Nun die Haube wieder senkrecht von oben in die Führungshülsen einsetzen und schließen.

 

 

Spritzwand und Fußraum neben dem Sicherungskasten Fahrer- und Beifahrerseite:

In diesem Bereich muss zunächst die Verkleidung (Teppich oder Gummi) und die werkseitige Dämmung entfernt werden. Dazu zunächst den Deckel des Sichtungskastens, den Sicherungshalter und den Motorhaubenöffner abschrauben, aber lose hängen lassen. Nun die Teppich- oder Gummiverkleidung die sich rechts und links um den Sicherungskasten zieht abnehmen. Gleichzeitig die Verkleidung des Getriebetunnels, die man einfach nach oben wegheben kann ohne Schaltknauf oder den Gummibalg des Schalthebels zu entfernen, abnehmen. Jetzt die werkseitige Dämmung entfernen. Dazu an der Türkante drei kleine Kreuzschlitzschrauben herausdrehen und die schwarze, strukturierte Kunststoffverblendung, auf deren Rückseite die Dämmung aufgebracht ist, im gesamten Fußraum entfernen (ist nicht mit dem Blech verklebt). Dazu am oberen Teil die Verblendung einfach aus der Halterung am Armaturenbrett und hinter dem abgeschraubten Sicherungsträger herausziehen.
Nun die Blechteile säubern, entfetten und die vorgesehenen Dämmmatten eventuell nachschneiden (Motorhaubenöffner aussparen), aufkleben und festdrücken. Etwas knifflig ist die Ecke rechts zwischen Gaspedal und Blech. Außerdem ist es einfacher im Knickbereich wo der Fußraum in Richtung Sicherungskasten abknickt, die Dämmmatte einzuritzen/einzuschneiden, da sie sich dann viel besser den Formen des Bleches anpasst und schöner vollflächig verkleben lässt.
Nun die werkseitige Dämmung wieder darüber anbringen. Dazu am oberen Teil der schwarzen Kunststoffverblendung, wo diese an der Schiene unter dem Armaturenbrett befestigt wird, einen ca. 1 - 1,5cm breiten Streifen abschneiden und die Verblendung im Fußraum wieder in Form drücken. Dabei besonderes Augenmerk auf die Ecke am Gaspedal und den Bereich hinter dem Sicherungsträger richten. Nun wieder die Kreuzschlitzschrauben an der Türkante, den Sicherungsträger und den Motorhaubenöffner festschrauben.
Die Teppich- oder Gummiverkleidung erst dann anbringen, wenn auch der Getriebetunnel gedämmt ist.

 

 

Getriebetunnel:

Die Teppich-/Gummiverkleidung wurde wie oben beschrieben im vorigen Arbeitsschritt entfernt, so dass nun das Blech nur gesäubert und entfettet werden muss. Die Dämmmatten vor der Klebung unbedingt einmal anpassen und eventuell nachschneiden. Dann mit der Schutzfolie auflegen, ausrichten (besonders im Bereich um den Gummibalg der Schaltknüppel herum) und erst eine Hälfte (z.B. Fahrerseite) der Folie entfernen, die Dämmung andrücken und dann auf der anderen Seite fortfahren. Durch die gewölbte Form des Getriebetunnels können jetzt noch weitere Schnitte durch die Dämmung nötig werden, um Luftblasen herauszudrücken und/oder eine vollflächige Verklebung zu erzielen.
Erst jetzt die Teppich-/Gummiverkleidung des Sicherungskastens und des Getriebetunnels auflegen und zurecht schieben. Anschließend den Deckel des Sicherungskastens wieder aufschrauben.

 

 

Seiten und Front der Boxen unter Fahrer- und Beifahrersitz:

Als erstes die vier grauen Plastikklipse und die zwei Schrauben an der der Tür zugewandten Seite entfernen. Vorsichtig mit den Klipsen, da diese leicht abbrechen! Es könnte einfacher sein, die Kunststoffklipse anschließend durch Schrauben zu ersetzen, statt sie wieder zu verwenden.
Nun die Teppichverkleidung an den Außenseiten vorsichtig abziehen und an der Vorderseite mit Gefühl nach oben klappen. Ganz abbauen wollte ich sie an der Frontseite nicht, da sich dort die Verschlussschellen für die Batterie- und Steuerelektronikbox befinden und ich keine Lust hatte, die Nieten aufzubohren und anschließend neu zu vernieten.
Nun die Blechflächen entfetten, die Dämmmatten anhalten und eventuell nachschneiden (besonders im Bereich um die Verschlussschellen und den Handbremshebel herum). Jetzt die Folie von der Klebeseite entfernen und die Matten ankleben und festdrücken. Zum leichteren Einkleben der fahrerseitigen Dämmung ist es ratsam den kleinen Bereich zwischen den Aussparungen für Handbremse und Verschlussschelle nicht von der Schutzfolie zu befreien, sondern diese zum besseren Einpassen auf der Klebeseite zu belassen. Die Dämmung rutscht so in diesem etwas heiklen Bereich wesentlich besser an ihren Platz.
Zum besseren Sitz alles mit dem Tapetennahtroller fest andrücken.
Anschließend mit einer Ahle oder dem Taschenmesser in die Dämmung Löcher für die Plastikklipse/Schrauben drücken, den Teppich zurückschlagen und wieder befestigen.

 

 

Bodenblech Fahrer-, Beifahrerseite, Kofferraum:

In diesen Bereichen die Teppich- oder Gummiverkleidung herausnehmen oder anheben und die nicht klebenden Dämmmatten auf das Bodenblech legen. Nun den Teppich-/Gummiboden darüber breiten und ausrichten.

 

 

Auflagen für die Sitzboxen:

Als erstes die Sitzflächen von Fahrer- und Beifahrersitz entfernen und die nicht klebenden Matten auf die Blechdeckel der Boxen legen. Bei der Cubbybox oder dem Mittelsitz die Dämmmatte ebenfalls direkt auf die Blechverkleidung platzieren. Anschließend Cubbybox/Mittelsitz und die Sitzflächen von Fahrer- und Beifahrersitz wieder montieren.

 

 

 

Wie eingangs erwähnt habe ich in meinen Defender 110 Hard-Top nur die oben genannten Dämmmatten eingebaut, da im Zuge eines Komplett-Innenausbaus durch eine Spezialfirma alle weiteren Bereiche bereits gedämmt sind.
Bei allen anderen Defendern sollten auch noch folgende Bereiche mit Dämmmatten verkleidet werden:

  • Radläufe (4 Teile selbstklebend, Fahrer- und Beifahrerseite, oben und seitlich)

  • Seitenwand bis Unterkante Schiebefenster (2 Teile selbstklebend Fahrer- und Beifahrerseite)

  • Bodenblech unter Rückbank (1 Teil nichtklebend, bei 110 Station Wagon)

Es können natürlich auch Dämmstoffe anderer Hersteller (z.B. aus dem Campingbereich) eingesetzt werden. Allerdings kann ich über deren geräuschdämmende und verarbeitungstechnische Eigenschaften keinerlei Aussagen machen, da ich nur Erfahrung mit dem Produkt der Firma Noisekiller habe.

Fazit:

Auch wenn es unglaublich klingt, es ist möglich sich in einem Defender auch bei 120 km/h in normaler Lautstärke zu unterhalten. Wir fragen uns mittlerweile, warum wir den Landy nicht schon viel früher geräuschgedämmt haben. Es hätte uns viel Geschrei und jede Menge Missverständnisse erspart.
Leider ist die Qualität der zugeschnittenen Teile echt englisch (!) und sie müssen z. T. nachgeschnitten werden. Besonders im Bereich der Pedale werde ich noch nachdämmen müssen, da dort die fertigen Matten nicht optimal geschnitten sind.

Bei weiteren Fragen zu dem Bericht, oder wenn ihr Schnittmuster aus Packpapier haben wollt, sendet mir einfach eine E-Mail: rothjohannes@gmx.de

 

 
 
Text + Fotos: Johannes Roth
 

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