Berichte - Reise - Reisen mit Hunden

Travelling with dogs - von Jens Störmer
Ein Kapitel für das Buch “Offroad Field Guide” von Jack Peters
 
Warum den Hund mit auf die große Reise nehmen?
Im Gegensatz zu Katzen, die eher mit einem bestimmten Ort verbunden sind und die im Zweifelsfall der Verlust ihres geliebten und vertrauten Sofas mehr schmerzt als die Abwesenheit ihres „Dosenöffners“, handelt es sich bei Hunden um Rudeltiere. Nichts ist ihnen wichtiger, als in der Nähe ihrer Familie sein zu können. Gleichzeitig sind sie unternehmungslustig und mobil, denn den Aufenthalt in einer neuen Umgebung verstehen sie als eine Erweiterung ihres Reviers und fühlen sich auf Reisen sozusagen als Kolumbus auf vier Pfoten.
Auch der Mensch profitiert von seinem Begleiter, denn gemeinsam macht das Reisen einfach mehr Spaß. Sei es als Spielgefährte beim Herumtollen am Strand, oder als vierbeinige Alarmanlage, die das Camp in der Wildnis sichert: ein mitreisender Hund hat viele Vorteile. Schließlich hat man oft gerade im Urlaub endlich einmal viel Zeit für gemeinsame Aktivitäten wie Wandern oder Schwimmen. Es spricht also vieles dafür, den Hund als Reisepartner einzuplanen, egal ob für den Wochenendtrip oder die zweimonatige Sahara-Expedition. Im Vorfeld gibt es jedoch einiges zu beachten, damit die gemeinsame Unternehmung ein Erfolg für alle Beteiligten wird.
 
Unterschiedliche Hundecharakter
Die meisten Hunde sind von Natur aus begeisterte Autofahrer, denn sie lieben die schnelle Fortbewegung und die ständig neuen Aussichten aus dem Autofenster. Entscheidend ist aber, welche Erfahrungen der Hund mit dem Autofahren verbindet.
Beginnen Sie früh damit, Ihren Hund an das Autofahren und den Aufenthalt an fremden Orten zu gewöhnen. Ein Hund, der nur einmal jährlich im Auto zur Untersuchung beim Tierarzt gefahren wird, wird diesem Fortbewegungsmittel deutlich mehr Skepsis entgegenbringen als derjenige, der weiß dass am Ende der Fahrt regelmäßig ein langer Spaziergang, ein ausgiebiges Stöckchenwerfen oder ein Treffen mit befreundeten Artgenossen steht.
Besuchen Sie mit Ihrem Hund eine Welpenschule, damit er den Umgang mit ungewohnten Situationen und Geräuschen ebenso lernt wie soziales Verhalten Menschen und Tieren gegenüber. Um ein guter Globetrotter zu werden ist keine komplette Ausbildung als Schutz- oder Begleithund nötig (persönlich halte ich die Schutzhundausbildung wirklich nur bei entsprechender Aufgabe für sinnvoll und ansonsten für eher gefährlich), wichtig ist ein gefestigtes Wesen und ein gesundes Selbstbewusstsein sowie die uneingeschränkte Akzeptanz des Herrchens als „Rudelführer“.
Darüber hinaus müssen Sie selbst die Reisetauglichkeit Ihres Hundes in Abhängigkeit von den ins Auge gefassten Zielen beurteilen: für sensible und ängstliche Charaktere kann die Stadtbesichtigung einen extremen Stress bedeuten, ebenso wie ein aufdringlicher und massiv bettelnder Hund nicht nur bei Restaurantbesuchen sondern auch bei Reisen in einer Gruppe zu ernsthaften Problemen und Differenzen führen kann. Bedenken Sie immer, dass die Welt nicht nur aus Hundeliebhabern besteht und berücksichtigen Sie dies schon im Vorfeld.
 
Gesundheitliche Voraussetzungen
Ist Ihr Hund gesund, so wird er keinerlei Probleme haben, alle Situationen zu bestehen, die auch Sie nicht als extreme Belastung empfinden. Im Gegenteil, meist wird seine Leistungsfähigkeit und Ausdauer die Ihre um das Vielfache übersteigen. Ältere Hunde mit Kreislauf- oder Herzschwäche sollte man natürlich entsprechend schonen und insbesondere bei hohen Außentemperaturen nicht überlasten. Auch Hunderassen die für kältere Klimazonen mit einem besonders dichten Fell ausgestattet sind können bei Hitze leiden, ebenso wie schwarze Tiere sollte man sie nicht zu lange der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen, ansonsten droht ein Hitzschlag oder Kreislaufkollaps. Hunde mit Gelenkproblemen (Hüftgelenkdysplasie, Arthrose etc.) haben dagegen oft gerade bei niedrigen Temperaturen stärkere Schmerzen, weshalb man ihnen längere Aufenthalte in Eis und Schnee ersparen sollte.
 
Vor der Abreise zu klären
Bringen Sie die Einreisebestimmungen der entsprechenden Länder in Erfahrung, entweder über den Automobilclub, die Fremdenverkehrsämter oder die Botschaften. Informieren Sie sich schon während der Reiseplanung darüber, welche Einschränkungen in den jeweiligen Ländern für das Mitführen von Hunden gelten, z.B. in Restaurants und Hotels, aber auch in Nationalparks oder öffentlichen Gebäuden. Nicht in jedem Land sind Hunde willkommen.
Suchen Sie rechtzeitig Ihren Tierarzt auf, lassen Sie den allgemeinen Gesundheitszustand ihres Hundes überprüfen sowie die nötigen Impfungen durchführen und im Impfpass bestätigen. Manche Länder verlangen ein amtstierärztliches Attest, in arabischen Ländern kann sogar dessen Übersetzung ins Arabische nötig sein. Falls eine Quarantäne vorgesehen ist: vergessen Sie die Reise, kein Ziel ist es wert, Ihrem Hund eine mehrwöchige Quarantäne anzutun. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt eine Auswahl von Medikamenten für den Notfall zusammenstellen, lassen Sie sich die Anwendung und Dosierung erklären und notieren Sie sich diese, am besten direkt auf der Medikamentenschachtel. Denken Sie auch daran, die Telefonnummer Ihres Tierarztes für Rückfragen mit auf die Reise zu nehmen. Tipp: Es gibt ein sehr praktisches Gerät, mit dem man offene Platzwunden klammern kann. Fragen Sie nach, ob Sie eines für den Zeitraum der Reise ausleihen können, zur Not kaufen Sie eines. Lassen Sie sich die Handhabung erklären. Beginnen Sie rechtzeitig mit einer Präventivbehandlung gegen Zecken und Flöhe, z.B. mit Frontline.
Vermeiden Sie unterwegs den Kontakt mit Streunern, sie haben unter Umständen ansteckende Krankheiten, ganz sicher aber Flöhe und andere Parasiten.
 
Unterbringung während der Fahrt
Auch wenn der Platz im Innenraum durch Gepäck und Ausrüstung knapp ist, benötigt Ihr Hund ausreichend Bewegungsfreiheit und Stehhöhe. Sehr wichtig ist ein rutschfester Untergrund, z.B. ein durch Druckknöpfe befestigter Teppich in Verbindung mit einer Decke zum Nestbau. Achten Sie darauf, dass nirgendwo eine Verletzungsgefahr durch hervorstehenden Kanten besteht. Eine ausreichende Sicherung nach vorne gewährleistet ein Hundegitter oder ein robustes Trennetz mit stabilen Verankerungspunkten. Ausrüstungsgegenstände im Bereich des Hundes müssen besonders sorgfältig verstaut und gesichert sein. Seien Sie vorsichtig mit der Verwendung einer Klimaanlage, denn Hunde können leicht eine Augen- oder Ohrenentzündung bekommen. Eine relativ zugfreie Belüftung erlauben sogenannte Pilzlüfter im Dach, die allerdings beim Wiederverkauf den Wert des Fahrzeugs verringern können..
Um die Aufheizung des Innenraums durch Sonneneinstrahlung gering zu halten, gibt es diverse Möglichkeiten. Ein Dachträger mit einer durchgehenden Platte wirkt wie ein Tropendach, d.h. das Fahrzeug fährt immer im eigenen Schatten. Eventuell ist es auch sinnvoll, die hinteren Fahrzeugscheiben zu tönen. Gute Ergebnisse erzielt man mit einer metallbedampften Folie, die einen Grossteil der UV-Strahlung reflektiert und dennoch die Sicht von innen nach außen kaum einschränkt. Diese Folie (Handelsbezeichnung in Deutschland: Chromolux) reduziert die Innentemperatur spürbar und hat den weiteren Vorteil, dass durch die verspiegelte Außenseite die Sicht in das Innere erschwert wird.
 
Fähren und Schiffe
Vor einer Fährüberfahrt empfiehlt es sich, den Hund für eine Mahlzeit aussetzen zu lassen und kurz vor dem Boarding noch einmal ausgiebig Gassi zu gehen. An Bord sucht man sich dann einen ruhigen Bereich abseits des Trubels. Auf keinen Fall darf man den Hund im Auto auf dem Fahrzeugdeck lassen, hier sind CO-Konzentration und Temperatur zu hoch. Oft sollen die Hunde während der Überfahrt in kleine Gitterboxen auf Deck gesperrt werden, die weder Sonnen- noch Wetterschutz geben. Auf dem Meer kann es je nach Jahreszeit nachts aber empfindlich kalt werden. Haben Sie eine Kabine, dann nehmen Sie Ihren Hund am besten mit, sofern er sich ruhig verhält. Dies wird zwar meist nicht gerne gesehen, ein kleines Geldgeschenk für den zuständigen Steward erspart aber fast immer lästige Diskussionen.
 
4x4
Fahren im Gelände bedeutet sportliche Höchstleistung für den Hund. Da er sich nicht festhalten kann, muss er die Fahrzeugbewegungen durch Gewichtsverlagerung ausgleichen. Geben Sie ihm zuerst auf leichten Touren die Möglichkeit, sich an das Gerüttel zu gewöhnen und die beste Fahrposition herauszufinden. Am besten ist es, wenn er sich gegen eine gut gepolsterte Innenecke seines Platzes abstützen kann. Mit etwas Übung sind auch schwere Geländepassagen und steile Dünen kein Problem für einen mitfahrenden Vierbeiner, richtige Unterbringung vorausgesetzt. Versuchen Sie trotzdem so „rund“ wie möglich zu fahren, vermeiden sie Sprünge, schlagartiges Bremsen etc. und achten Sie oder ihr Beifahrer darauf, dass Ihr Hund vor schwierigen Passagen immer rechtzeitig seinen Platz einnehmen kann; bringen Sie ihm u.U. ein entsprechendes Kommando bei.
 
Freies Übernachten in der Wildnis, wo schläft der Hund?
Abhängig von Rasse und Veranlagung sowie von den äußeren Umständen muss man abwägen, ob der Hund besser im oder neben dem Auto schläft oder sogar mit ins Zelt kommt, ob er angebunden wird oder sich auch nachts frei bewegen kann. Für uns hat sich im Laufe der Jahre folgende Lösung als die meistens beste herausgestellt:
Wir schlafen auf dem Auto in einem Dachzelt, während unser Hund im Auto auf seinem gewohnten Platz übernachtet. Die Hecktür bleibt offen, so dass er jederzeit an seine Wasserschüssel kommt und bei Bedarf auch in der Nähe das Bein heben kann. Bei einem ausgewachsenen Dobermann ist die Gefahr, dass nachts etwas aus dem Auto gestohlen wird, eher als gering einzustufen. Falls Sie ihren Hund nachts anbinden, so denken Sie immer an den Fall dass er z.B. eine Katze oder ein Kaninchen entdeckt und mit voller Kraft in seine Leine rennt. Ein normales Halsband oder gar ein Würgehalsband sind daher ungeeignet. Besser sind Brustgeschirre. Gute Erfahrungen haben wir mit einem Husky-Renngeschirr und einem langen, etwas dehnbaren Bergseil gemacht. Die Husky-Geschirre werden von spezialisierten Firmen auch auf Maß gefertigt und sind daher für alle größeren Hunde geeignet. Um Möglichkeiten zur Verwicklung zu reduzieren empfiehlt es sich, nachts Tisch, Stühle und sonstige Ausrüstung im Bewegungsbereich des Hundes wegzuräumen.
 
Jens und Sabine Störmer haben seit 1989 viele Reisen mit Geländewagen, Zelt und Hund durch Süd- und Westeuropa sowie Nordafrika durchgeführt. Aktuell teilen sie ihr Haus mit einem Dobermann Pinscher und einem Jack Russel Terrier Mix.
 
Text: Jens Störmer
Fotos: 
 
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